… das hat nichts mit Radio zu tun
In der Fotoretusche geistert seit einiger Zeit der Begriff „Frequency Separation“ durch das Internet. Heute möchte ich kurz erklären, um was es sich dabei handelt. Die Bezeichnung an sich mit „separierten Frequenzen“ mutet für Photoshop ziemlich physikalisch an, bedeutet aber im Grunde nur, dass ich Farbe und Textur auf getrennten Ebenen bearbeite und manipuliere. Also etwas, das im Webdesign in Form der Trennung nach Layout und Inhalt bereits seit langen Gang und Gebe ist.
Ziel ist die Retusche von Fotos, z.B. Haut oder Haare. Durch die getrennte Bearbeitung von Farben und Texturen mache ich mir das Leben leichter. Keine Farbveränderungen mehr beim Einsatz der Retuschewerkzeuge oder des Stempels, keine Farben mit unpassenden Texturen mehr.
Wie gehe ich vor? Nun das ist ganz einfach. Ich kopiere meine Ausgangsebene genau zweimal. Auf die erste Ebene wende ich den Gausschen Weichzeichner an, bis etwaige Pickel, Hautflecken oder Rötungen fast verschwommen sind, aber die generellen Linien an Lippen, Augen oder Haaransatz noch erkennbar sind.
Die zweite Ebene – die über der grade weichgezeichneten Ebene – verrechne ich nun mit der ersten über den Befehl Bild >> Bildberechnung. Dabei sind folgende Einstellungen zu beachten:
Als „Ebene“ muss ich die weichgezeichnete angeben – meine heißt praktischerweise „gauss blur“.
Als Füllmethode muss „Subtrahieren“ genommen werden. Alles andere kann ich so lassen. Klicke ich nun auf „OK“ sieht das Ergebnis aus wie mit einem Hochpass bearbeitet und im Grunde ist es das auch.
Jetzt setze ich noch den Ebenenblendmodus dieser Ebene auf „Lineares Licht“ (ganz wichtig!).
Nun habe ich zwei Ebenen die etwa so aussehen sollten:
Wie arbeite ich damit? Auf der Ebene mit dem Gausschen Weichzeichner ändere ich alle störenden Farben. Dazu kann ich mit dem Lasso-Tool Bereiche einkreisen und stärker weichzeichnen. Denkt dabei aber an einen ausreichend weichen Übergang in der Auswahl, damit es keine störenden Ränder gibt. Dafür kann man die Kanten z.B. mit „Kante verbessern“ weicher machen. Ihr könnt auch eine gewünschte Farbe aufnehmen und dann mit dem Pinsel im Modus „Farbe“ und Deckkraft von 40% – 50% rote Flecken o.ä. übermalen. Im Grunde ist hier jedes Mittel recht, solange es nur und wirklich nur die Farben ändert.
Auf der zweiten, auf „Lineares Licht“ eingestellten Ebene arbeite ich um Erhebungen, grobe Poren, Pickel und alles andere aus der Kategorie „Textur“ weg zu retuschieren. Ideale Werkzeuge sind der Stempel oder die Retusche-Tools. Hier solltet ihr nur aufpassen nicht zu gleichförmige und damit künstlich wirkende Oberflächen zu erzeugen.
Als Abschluss kann es dann nichts schaden eine neue Ebene zu erzeugen und mit STRG + SHIFT + ALT + E alle unteren Ebenen darauf zusammen zu fassen. Auf diese Ebene wende ich dann eine Schärfung mit dem Hochpass an (wie das geht siehe hier). Zweck ist dem retuschierten Bereich bzw. den Poren – falls alles zu flau / weich wirkt – wieder etwas mehr Schärfe zu geben und damit ein realistischeres Hautbild zu erhalten. Zusätzlich kann man mit einer Ebenenmaske steuern, wo genau geschärft werden soll.
Für dieses Beispiel sieht meine Ebenenaufteilung übrigens so aus:
Und das war es auch schon. Sicher ist die Frequency Separation kein Allheilmittel für jede Situation, aber für viele Aufgaben kann sie eine echte Erleichterung sein.
Ich danke an dieser Stelle scottsnyde und der Fotodatenbank freeimages.com für das Foto.